Deutschsprachige Medien berichten über Mexikos Nearshoring-Boom

06.09.2023

Mehrere große deutschsprachige Medien haben in den vergangenen Wochen über Mexikos Attraktivität für ausländische Investoren berichtet. Dabei ging es um das Thema Nearshoring, die Verlagerung von Produktionsanlagen in die Nähe des Abnehmermarktes also, um Wertschöpfungsketten kürzer und robuster aufzustellen. Mexiko teilt eine mehr als 3.000 Kilometer lange Grenze mit dem größten Einzelmarkt der Welt, den USA, und gilt als potenzieller Gewinner dieser Entwicklung, die als Nearshoring-Boom bezeichnet wird.

So schrieb Anfang August der Lateinamerika-Korrespondent Jens Glüsing auf Spiegel Online, Mexiko sei der „neue Star der Weltwirtschaft“. Zwar teilten die Unternehmer die Sorgen über die hohe Kriminalität, die Stabilität der Demokratie und die Stärke der mexikanischen Währung. Doch in der Abwägung würden die Chancen klar höher bewertet als die Risiken.

Die Vertreter der deutschen Unternehmen blickten optimistisch in die Zukunft. Spiegel Online zitiert den Geschäftsführer der AHK Mexiko, Johannes Hauser, mit der Einschätzung, die Bereitschaft zum Ausbau der Investitionen sei „spektakulär“.

Mexiko sei nicht nur Fertigungsstandort, sondern gewinne auch für Forschung und Entwicklung an Bedeutung, heißt es weiter. Spiegel Online zitiert Martin Toscano, Präsident der Mexiko-Niederlassung des deutschen Chemiekonzerns Evonik, mit den Worten, dass dies angesichts der jungen und technikaffinen Arbeitnehmerschaft sowie der hohen technologischen Standards im Land ein logischer Schritt sei.

Zudem profitiere keine andere Nation stärker vom Konflikt zwischen den USA und China. Weil sich chinesische Unternehmen für den Fall einer Verschärfung des Konflikts zwischen Washington und Peking absichern wollten, hätten sie ein verstärktes Interesse, im nordamerikanischen Handelsraum zu fertigen - und da sei Mexiko für sie die erste Wahl.

Unter der Überschrift „Warum immer mehr Unternehmen in Mexiko produzieren“ schreibt Klaus Ehringfeld im Handelsblatt, Mexiko sei längst mehr als nur die Werkbank der USA, wo Jeans genäht und Fernseher zusammengelötet werden. Mexiko sei heute in der Lage, Produkte mit einem hohen Grad an Wertschöpfung zu erzeugen. Das bringe weitere Unternehmen ins Land - so seien aktuell 40 neue Industrieparks in Planung.

Thomas Milz berichtet am 8. August für die Neue Zürcher Zeitung, dass der Erfolg auch Probleme mit sich bringt. Dazu gehörten der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern und die störungsanfällige Stromversorgung in einigen Industrieregionen.

In einem weiteren Artikel schreibt Milz am 27. August unter der Überschrift „Mexiko ist der neue Stern am Weltwirtschaftshimmel“ über das robuste Wachstum des Landes und die vielen Investitionsankündigungen wie die von Elon Musk, dessen Automarke Tesla im nordmexikanischen Bundesstaat Nuevo León eine sogenannte Giga-Factory errichtet. In dem Artikel zitiert der Autor den Portfolio-Manager der Mirae Asset Global Investments, Malcom Dorson, mit der Einschätzung: „Es könnte derzeit nicht besser laufen für Mexiko.“ Und der AHK-Geschäftsführer Johannes Hauser fügt hinzu, dass die Wirtschaft sich mittlerweile von der Politik abgenabelt habe. Solange die Freihandelsorientierung von der Politik nicht infrage gestellt wird, sehe er derzeit keine dunklen Wolken für die mexikanische Wirtschaft.

Andreas Knobloch lässt in seinem Artikel für das Portal der Deutschen Welle den Direktor für Mexiko und die Karibik bei Germany Trade & Invest, Edwin Schuh, zu Wort kommen. Der berichtet von einem Besuch deutscher Unternehmer und Botschaftsmitarbeiter in Sonora, wo Strom aus erneuerbaren Energien produziert und mit den Lithium-Vorkommen Batterien für E-Autos hergestellt werden sollen. Ein Vorhaben, an dem deutsche Unternehmen durchaus interessiert sein könnten, so Edwin Schuh.

Aktuelle Berichterstattung über Mexiko (Screenshots).